Das Motiv könnte was werden. Es könnte tatsächlich wieder eines dieser Fotografien werden, die echt gelungen sind. Mein Anspruch ist leider oft höher, als es mein Können zu realisieren imstande ist. Das macht es nicht einfacher, aber es macht alles spannender.
Nun hocke ich vor diesem kleinen Bachlauf und bin mitten in Mecklenburg-Vorpommern, meine alte Heimat, meine alte Liebe, die mir doch Naturfotografie auf die Stirn schrieb. Diese Natur drängt sich förmlich auf. Sie schrillt im heftigsten grün, gerade jetzt im Frühling auf dem Weg zum Sommer. Überall blüht es.
Was mache ich hier eigentlich, frage ich mich manchmal schon. Wenn diese ganz stillen Momente einsetzen. Bin ich in der Heimat oder bin ich Besucher in meiner alten Heimat? Ist das hier noch meine Heimat oder habe ich mich anders verwurzelt und eingegraben? Schwierig zu beantworten. Es ist vermutlich die Mitte. Das nicht Gesagte ist es. Ich habe ein eigenes Leben woanders, aber bin sehr gerne hier. Hier kenne ich Wege und Motive und weiß was mich erwartet. Das ist wie eine gute alte Bekannte, diese Natur. Sie hat immer wieder was auf Lager, immer eine Besonderheit, aber es ist dennoch immer vertraut.
Stress im Leben oder alles ist zu viel? Dann ist meine persönliche Erfahrung, dass Natur und eine Fototour helfen. Das hat schon was für sich. Mein innerer Kompass ist ruhiger in der Natur. Mein Puls fährt herunter und natürlich fotografiert man. Ein Geheimnis an dieser Stelle: ich frage mich manchmal, warum ich eine Kamera in der Hand habe. Fritz Pölking hat es zu seiner Zeit passend ausgedrückt. Sinngemäß und mit meinen eigenen Worten so etwas wie: die Kamera schützt mich vor der Frage, was ich eigentlich hier mache. Das ist es am Ende wirklich.
Im Prinzip ist eine Fototour nichts anderes, als ein Spaziergang im Wald. Nur das Ziel ist ein anderes. Genauso ist es also, man geht spazieren in einem Wald, den man kennt. Das Gefühl was ich also mitten im Wald habe, ist in gewisser Weise Heimat. Es fehlt halt die dauerhafte Nähe, durch den entfernten Wohnort. Meiner Meinung nach ist das der einzige Unterschied, denn bis vor sechs oder sieben Jahren hatte ich das Gefühl von Heimat auf jeden Fall immer und sofort.
Das gleiche Gefühle habe ich nun auch in der Stadt Bremen. Vielleicht muss ich mich auch gar nicht entscheiden. Grönemeyer passt hier perfekt: „Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl.“ Genau das ist es vermutlich. Ein Gefühl, was man hat. Ob man das nun an einem Ort hat oder an mehreren.
Also nehme ich mein Stativ wieder in die Hand, genieße meinen inneren Frieden und folge meinem inneren Kompass durch die Heimat Mecklenburgs, denn das was ich da sehe, scheint ein schönes Motiv zu sein. Wieder auf der Suche nach dem perfektem Fot, und diese Natur? Die bietet viel mehr Motive, als ich es je imstande wäre zu überblicken.